Bonnie and Clyde (USA, 1967) Regie: Arthur Penn

BONNIE AND CLYDE, from left: Faye Dunaway, Warren Beatty, 1967
Vorher:
Auf diesen Film freue ich mich nun wirklich schon sehr lange. Warum ich den  bisher immer noch nicht gesehen habe? Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Ich habe mich ja sogar schon mal an Halloween als Faye Dunaway/ Bonnie Zombie verkleidet. Heute aber. Ich erwarte eine harte und gute Gangsterpistole mit tollen Darstellern und einer Menge Kugeln, die mir um die Ohren sausen. Ducken und rein geht’s in die Bank…äh in die 60er bzw. 30er.

BONNIE AND CLYDE
Mittendrin:
Nach 53 Minuten:
Bäng! Der Film knallt so gut, wie die erste Schießerei, die ich gerade nach 43 Minuten bewundern durfte. Modern, hart, böse und gleichzeitig humorvoll , warmherzig und echt. Ich bin sehr angetan, hatte aber auch nichts anderes erwartet. Mit Freude bin ich weiter ein toughes Mitglied der Barrow Gang.

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Hinterher:
Wo die Liebe hinfällt, da knallt‘s! Ich schaukel im Herzen immer noch durch die amerikanische Prärie und bin auf der Flucht. Was für ein Film. So eine Mischung aus böse und gut, aus kalt und warm und aus lustig und traurig habe ich schon lange nicht gesehen.

Mir ist aufgefallen, wie weit ich nun doch schon in der Gegenwart angekommen bin. Auch wenn der Film schon 47 Jahre alt ist, habe ich beim Gucken des öfteren gedacht: „Wow, ist der hart, provokant und modern.“ Das finde ich toll, dass ich  mich wirklich wie eine Zeitgenossin des Jahres 1967 fühlte. Ich versuche in dem Jahr, das ich gerade ansteuere, zu sein und nicht gönnerhaft in die „alte Zeit“ zu blicken. So geht Filmzeitreise!

Zurück zum Film. Die Geschichte dürfte bekannt sein. Bonnie und Clyde treffen sich und nach einem kurzen Flirt, ist die Sache klar: wir gehören zusammen und rauben Banken aus. Mir war nach diesem kurzen Flirt auch schon klar: dieser Film und ich, wir gehören auch zusammen.

Alles ist irgendwie zweischneidig, oder in diesem Fall doppelläufig. Bonnie und Clyde sind kaltschnäuzige, skrupellose Gangster, aber auch verunsicherte Kinder der Depressionszeit in den USA. Die Szenerie sind trostlose, menschenleere Kleinstädte und schöne Landschaften. Die knallharten Ereignisse werden ohne Gnade gezeigt, aber es mangelt auch nicht an absurdem und liebevollem Humor. Ihre Liebe ist voller Leidenschaft und Spannung, aber an manchen Stellen auch zart und verunsichert. Wie sagt man so schön: „Harte Schale, weicher Kern.“
Arthur Penn zeigt mir mehrere Seiten der Medaille ohne den moralischen Zeigefinger zu heben und ich habe mit Begeisterung die Reise mit der tollen Faye Dunaway und dem charmanten Warren Beatty gemacht. Über die kugelsichere Weste, die ich in der Schlussszene getragen habe, war ich aber dennoch froh.
Bonnie and Clyde

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